Psychoanalyse
Ziel der Behandlung
Die klassische Psychoanalyse hat zum Ziel, einen Zugang zu den kranken wie auch zu den gesunden Funktionen der Persönlichkeit zu öffnen und deren Entwicklung in der Lebensgeschichte eines Menschen zu verstehen. Es geht darum, die meist unbewussten Zusammenhänge zwischen Ursache und Leiden zu verstehen und der bewussten Wahrnehmung zugänglich zu machen. Gedanken oder Assoziationen zum täglichen Erleben, Phantasien, Erinnerungen und Träume nehmen dabei eine Schlüsselfunktion ein. Der Psychoanalytiker versucht hierfür einen vertrauensvollen und sicheren Raum zu öffnen, frei von Kritik und Wertung, der es ermöglicht, sich selber anders kennenzulernen.
Verlauf und Effekt der Behandlung
Im Verlauf wird sich eine bisher kaum zugängliche und häufig unbekannte Welt öffnen. Die aus dieser neuen Beziehungserfahrung zum Psychoanalytiker und zu sich selber gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten können schliesslich zu einer Linderung der psychischen Schmerzen führen. Gleichzeitig kommt es aber auch zu einer Entwicklung und Umstrukturierung der eigenen Persönlichkeit mit dem Gewinn einer differenzierteren Selbstwahrnehmung, einer zunehmenden Konfliktfähigkeit und dem Gefühl, freier zu sein und sich zeigen zu dürfen.
Diese positiven Effekte werden die Behandlung überdauern und zur Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit und zu seelischem Wachstum beitragen.
Die Dauer einer Psychoanalyse ist deren Stärke
Ein Psychoanalyse findet 3-4 mal pro Woche statt und dauert meist länger als ein Jahr. Diese Tatsache ist für viele Menschen heutzutage ein "Unding". Die gewünschte Hilfe, die das Leiden verringern soll, muss schnell gehen und am besten wie eine Medikament wirken. Dieser Wunsch ist nachvollziehbar und mehr als berechtigt. Doch liegt in diesem vermeintlichen Ausschlusskriterium für eine Behandlung gerade die grösste Stärke einer Psychoanalyse, weil die häufigen Sitzungen genug Raum und Zeit bieten, nicht nur die Erlebnisse der letzten Woche oder des Tages abzuhandeln, sondern die gesamte innere Welt (Phantasien, Wünsche, Träume). Die Psychoanalyse wird somit eben auch den unbewussten Vorgängen gerecht.
Das Setting der Klassischen Psychoanalyse
Eine klassische Psychoanalyse findet im Liegen statt. Der Analytiker befindet sich dabei nicht im Blickfeld des Analysanden. Die Idee dahinter ist einerseits, dass man besser und vielleicht zum ersten Mal richtig in sich hinein hört und sich seiner Phantasiewelt öffnet. Andererseits wird durch das Liegen eine gewisse Entspannung erreicht, die das Freie Assoziieren, also das Reden über das, was einem gerade in den Sinn kommt, ohne dieses zu bewerten oder zu zensurieren, begünstigt.
Schliesslich wird der Analytiker, der als Person im Hintergrund bleibt, zu einer Art "Leinwand", worauf der Analysand seine Fantasien, Wünsche, aber auch die frühen und oftmals konfliktbelasteten Beziehungspersonen wie Vater, Mutter oder Geschwister, projizieren kann. Durch diesen Zugang können lange bestehende Schwierigkeiten, die sich bis zum heutigen Zeitpunkt immer wieder hindernd oder gar pathologisch auf die Lebens- und Beziehungsgestaltung auswirken, bearbeitet werden.
Eine Therapie stabilisiert, eine Psychoanalyse versucht eine tiefe und überdauernde Veränderung in der Struktur
Es können in den Sitzungen neue Einsichten gewonnen werden, welche wiederum ausserhalb der Analyse eingebracht werden, die nicht nur zu neuen Erfahrungen im Denken, Fühlen und Handeln führen, sondern auch zu einer viel tiefer greifenden Veränderung der Struktur der Persönlichkeit. Druck, Stress, Ängste, Hemmungen können im Verlauf gelindert werden bei zunehmender und geschärfter Selbstwahrnehmung und einem Verständnis über sich selbst. Psychiatrische Symptome und Verhaltensweisen, die immer wieder Leiden verursachen, bilden sich zurück.
Die liegende Position, die Frequenz der Stunden, die Dauer und die dadurch resultierende Intensität der Behandlung sind Bedingungen, die das Auftauchen und die Verarbeitung der unbewussten Prozesse in der psychoanalytischen Kur ermöglichen; somit kann sich eine langfristige Verbesserung der Symptome entwickeln.